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Berichte
 

24h Nürburgring Rennrad (15.09.06) "Die grüne Hölle"


Nach meinem Mountainbike-Fiasko, habe ich mich wieder dem Rennrad zugewandt.
Da dieses Jahr kein Rennen auf dem Hockenheim (12h) stattfindet, habe ich mich für das 24h Rennen auf dem Nürburgring angemeldet.

Die Nordschleifenrunde am Ring ist ca. 22,8 km lang, hat 72 Kurvenpassagen und besitzt schnelle Abfahrten und teilweise Anstiege mit bis zu 17%!
Pro Runde kommt man so auf rund 500 hm.
Nicht umsonst wird dieser Rundkurs auch als die grüne Hölle bezeichnet!
So weit die Infos aus dem Internet.
Bis dato habe ich 1500 km auf dem Rennrad und 900 km auf dem Mountainbike zurückgelegt. Mein längstes Stück bin ich Anfang Juni beim Triberg-GP gefahren.
Es waren an die 12 h!

Ein besonders gutes Gefühl habe ich nicht, als ich am Donnerstagabend einen gemieteten Sprinter CDI abhole.
Wird sich der ganze Aufwand und das viele Geld lohnen? Kann ich die 24 h durchfahren? Wird es ein zweites Waterloo geben? Abwarten!
Silvia , meine Partnerin, begleitet mich. Sie will mich, ähnlich wie auf dem Hockenheimring, betreuen und versorgen!
Aus diesem Grund haben wir dieses große Auto gemietet, damit wir Zwei und
zwei Fahrräder problemlos im Auto übernachten können.

Am Freitagmorgen um 9 Uhr fahren wir los. Die Fahrerbesprechung erfolgt um
17 Uhr, das Rennen startet um 19.30 Uhr. Kurz nach 12 Uhr erreichen wir den Nürburgring am Eingang D.
Wir reihen uns ein in die Warteschlange, da der Einlaß offiziell erst um 13.30 Uhr erfolgt. Nach einer Stunde Wartezeit macht sich Silvia auf den Weg zum 400 m entfernten Eingang um die Lage zu erkunden. Dort erfährt sie, daß wir einfach weiterhin im Auto warten sollen, bis es weitergeht!
Um 14.30 Uhr wird die Warteschlange zweireihig und unübersehbar.
Um Zeit zu sparen, gehe ich über eine Fußgängerbrücke aufs Renngelände und gelange dort übers Fahrerlager zum Media-Center. Dort hole ich schon mal meine Startunterlagen ab. Als ich zurückkomme hat sich die Lage nicht verändert, nichts geht!
Gegen 15 Uhr hole ich für Silvia und mich eine Portion Spaghetti Bolognese aus einem Restaurant am Ring. So wie es aussieht, werden wir sonst keine Zeit mehr zum Essen haben!
Die Zeit verrinnt und weiterhin passiert nicht viel.
Nachdem sich immer mehr Teilnehmer zu Fuß auf den Weg zum Eingang machen, erfahren wir, daß man sich im Häuschen vor dem Eingang zuerst einen Durchfahrtschein besorgen muß, bevor man mit dem Auto durchfahren darf!
Na super!! Optimal organisiert! Wenn Silvia nicht zurück zum Auto geschickt worden wäre, hätten wir unser Auto immerhin schon um 15.15 Uhr in der Parkbucht gehabt!
Letztendlich erreichen wir eben diese um 16.30 Uhr, total genervt! Schnell noch alles Notwendige zusammensuchen, Startnummer befestigen, Reifendruck kontrollieren, Trinkflaschen auffüllen etc., dann ab zur Fahrerbesprechung!

Nach den Infos und tausend Entschuldigungen seitens der Organisation, stehe ich letztendlich auf dem Startfeld und warte auf den Startschuß. Ich habe überhaupt keine Ahnung wie es mit der Verpflegung funktionieren wird und wie oft ich Silvia in Anspruch nehmen werde. Darum habe ich mit Ihr nichts ausgemacht, außer das ich mich schon melden werde!
Vollgepackt mit 2 Trinkflaschen, Handschuhe, Regenjacke in einer 2l Tasche, befestigt hinten am Sattel geht es pünktlich um 19.30 Uhr los.
Am Vorderrad habe ich meinen bewährten Schmidt Son Nabendynamo und zwei batteriebetriebene Rücklichter.
Es dämmert bereits, so daß wir sicher nach der Hälfte der Strecke mit Licht fahren müssen.

Wie immer geht es anfangs hektisch zu und man muß hoch konzentriert sein. Denn die folgenden Kurven werden schon mit über 60 km/h in Angriff genommen. Kurze Zeit später erfolgt ein kurzer, aber gehöriger Anstieg. Hier reicht mein Schwung gerade mal bis zur Hälfte ( 20 mal probiert) , dann erfolgt der Wiegetritt.
Einige Wenige schaffen es, ich weiß nicht wie, den Hügel hinaufzufliegen!!
Oben angekommen geht es zuerst leicht bergab und wird dann immer abschüssiger bis man mit gut 60 km/h in die Rechtskurve geht die dann in der Fuchsröhre mündet. Die Fuchsröhre ist der schnellste Streckenabschnitt.
Ein unbeschreiblich wahnsinniges Gefühl dort runterzuschießen. In dieser ersten Runde erreiche ich 87,3 km/h.
Wie sich später herausstellen wird, bleibt dieser Wert stehen bis zur 19ten Runde, wo ich sage und schreibe 90,2 km/h erreiche, mein absoluter Geschwindigkeitsrekord!

Wenig später preschen wir auf abschüssiger Piste durch herrliche Kurvenkombinationen weiter einer Geraden entlang, bis nach einer entsprechenden Linkskurve, der Geschwindigkeitsrausch ein jähes Ende nimmt. Die Geschwindigkeit fällt auf den folgenden Anstieg innerhalb von 40 m von 65 km/h auf 7 km/h.
Hier kann man rein akustisch die härtesten Schaltfehler, Kettenspringer und Fluchereien vieler Mitstreiter wahrnehmen!
Diese ersten 10 km sind wirklich das absolute Highlight was Geschwindigkeit, Kurventechnik und Endorphine betrifft.

Doch wo es bergab geht, geht es auch wieder hinauf! Dies ist halt die andere Seite der Medaille. Das macht den Nürburgring so abwechslungsreich. Hier darf man sich quälen, mühen und abplagen bevor man oben an der hohen Acht ankommt und zum ersten Verpflegungspunkt gelangt.
Anschließend erfolgt ein welliges Terrain bevor man die fast 3 km lange, "leicht" ansteigende Gerade erreicht, die nach einer Kurvenkombination in den Zieleinlauf führt.
Hier geht es durch das Fahrerlager, also auch direkt, nur durch ein Absperrgitter getrennt, zum Autoabstellplatz, wo Silvia schon auf mich wartet.
So gut habe ich mir das gar nicht vorgestellt. Hier kann mich Silvia optimal verpflegen. Die Anfahrt ist völlig unproblematisch!
Nach ein paar Runden stellt sich ein Rhythmus ein. Im Zielbereich nehme ich von Silvia eine gut halbgefüllte Trinkflasche mit, esse hauptsächlich ein paar Bissen belegte Brötchen und Kuchenstücke und mache mich wieder auf den Weg. Am Verpflegungspunkt der hohen Acht werden 2 Becher Eistee, 2 Bananenstücke, Waffeln oder Kuchen gegessen. Dann auf der langen Geraden Richtung Ziel ein geschicktes Plätzchen zum Pinkeln aufgesucht und dann weiter zur Silvia! Das hat sich 20 Runden lang bewährt!!
Fazit: Die "grüne Hölle" ist ein Muß für jeden Rennradler. Nirgendwo sonst auf den Straßen, liegt und fährt man so schnell in den Kurven, wie auf so einer Rennstrecke! Das prägt sich tief im Inneren ein. Erlebnis pur!!

Tourdaten:
Start: 19.30 Uhr
Ankunft: 18.47 Uhr
Tourdauer: 23 h 16 min. 51 sek.
Zeitlimit: 24 h
Tourlänge: 455,22 km
Höhenmeter: 10000 hm
reine Fahrzeit: 21 h 27 min.
Durchschnittsgeschwindigkeit (reine Fahrzeit): 21,21 km/h

          
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Die Nürburg

Silvia in der Warteschlange

mitten in der Nacht

am frühen Morgen

..noch ein paar Stunden

auf der Zielgeraden

Medaille



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