Bodensee Brevet Freiburg (08/09.05.10)
Fast pünktlich um 8.00 Uhr und 8° C Außentemperatur machen sich ca. 70 Randonneure auf den Weg den
Bodensee-Brevet mit seinen 400 km zu bewältigen.
Der Weg führt von Freiburg nach Schaffhausen, zum Rheinfall, weiter nach Konstanz über den Bodanrück ins Donautal,
nach Beuron, von dort über das Bärental nach Balingen über Sulz bis nach Freudenstadt, weiter nach Wolfach, Elzach,
Waldkirch und wieder ins Ziel, nach Freiburg!
Schon auf den Weg zum Thurner bilden sich einzelne Gruppen, die sich nach erfolgreichen Anstieg in ihrer
Zusammensetzung ständig ändert.
Unmittelbar vor Bräunlingen, der ersten Kontrollstelle, passieren wir eine Baustelle, die von den letzten Regentagen
ziemlich aufgeweicht und dreckig ist. Durch ein paar Bremsmanöver habe ich mir so richtig schön den Lehm zwischen die
Brems- anlagen gebracht, so dass ich nach Baustellenende eine Weile damit beschäftigt war, mit einem Stock, die
Lehmklumpen zu entfernen, um somit den nervigen Schleifgeräuschen ein Ende zu bereiten.
Kurz nach der Kontrollstelle (10.30 Uhr), befinde ich mich in einer Gruppe zusammen mit Mike, Pascal und Klaus. Wie
sich später herausstellen wird, fahren wir gemeinsam bis ins Ziel.
Die zweite Kontrollstelle in Schaffhausen (12.15 Uhr, 16°C) ist direkt am Rheinfall Da ich noch nie hier war,
genieße ich das atemberaubende Schauspiel, wie sich die Wassermassen über 20 m tief hinabstürzen.
Nach dem Auffüllen der Trinkvorräte geht es weiter nach Konstanz.
Durch geschicktes Abwechseln der Radwege und der Landstraße mit Blick auf den See erreichen wir Konstanz und somit
Kontrollpunkt 3, eine Sportgaststätte (14.10 Uhr, 22°C). Da niemand etwas 'Warmes' essen will, fahren wir gleich
weiter und finden nach kurzer Fahrt einen Supermarkt mit Bäckerei. Dort treffen wir andere Randonneure und legen
dort eine längere Pause ein.
Weiter geht es über den Bodanrück nach Wahlwies und weiter Richtung Donautal. Nach einer super Abfahrt erreichen wir
Kontrollpunkt 4 'Hotel Pelikan' in Beuron (17.26 Uhr, 15°C).
Da die drei Jungs für meine Verhältnisse bärenstark unterwegs sind (vor allem am Berg muß ich mich oft wieder
rankämpfen, um nicht den Anschluß zu verlieren), freue ich mich schon auf eine stärkende, warme Mahlzeit. Doch die
Freude wärt nicht lang. Es herrscht viel Betrieb, Wirtin und Bedienungen scheinen etwas überfordert und zu allem
Unglück gibt es nicht mal eine Gulaschsuppe, Hühner- suppe, Bouillon oder ähnliches, dafür eine Spargelcremsuppe.
Ich lehne dankend ab und finde nach langem Ausfragen doch noch ein Essen: Bockwurst mit Kartoffel- salat.
Damit der Aufenthalt nicht solange dauert, zahle ich gleich schon mal alles.
Als wir dann aufbrechen ist die Bockwurst mit Beilage immer noch nicht da. Ich kann nur hoffen, das wenigsten ein
anderer Randonneur in den Genuß eines kostenlosen Essen gekommen ist!
Unmittelbar nach dem Aufbruch befinden wir uns im nächsten Anstieg, der unsere Körper wieder auf Betriebstemperatur
bringt, so dass die darauf folgende Abfahrt einen nicht frieren lässt.
Die Abendsonne steht schon etwas tiefer als wir im wunderschönen Bärental uns Balingen nähern. Kurz vor Balingen
gibt es noch eine schön ausgebaute Abfahrt mit weiten Kurven, die das Herz höher schlagen lässt und mir ungeheure
Freude bereitet dort hinunter zu heizen!
Jetzt geht es durch welliges Terrain Richtung Freudenstadt.
Mit dem Sonnenuntergang erreichen wir den fünften und vorletzten Kontrollpunkt, eine Tankstelle. Hier entscheidet
sich Ulli, der uns bislang begleitet hat aufzuhören und in Freudenstadt zu übernachten, da er zu erschöpft und es
ihm zu kalt geworden ist.
Mir geht es nicht anders. Von Schüttelfrost geplagt, versuche ich eine Bifi Extralarge mit einer Brezel, Cola,
Apfelsaftschorle und einem Energieriegel mir zu Gemüte zu führen, um den Salz- und Kohlenhydrathaushalt wieder ins Lot
zu bringen. Ein ziemlich zähes Unterfangen. Fast 45 min. Aufenthalt haben wir, was mir natürlich zugute kommt! Vor
der Abfahrt ziehe ich alles an, was mir zu Verfügung steht. Neben Überschuhe ziehe ich mir noch eine dünne Windjacke
und Regenjacke an. Tatsächlich geht es mir wieder besser. Meine Wegbegleiter haben sich ebenfalls warm eingepackt,
um die letzen 93 km in Angriff zu nehmen.
Genau wie nach Beuron haben wir noch einen kurzen Anstieg zu bewältigen, der mich zum Schwitzen bringt, um dann, bei
Nacht, eine der schönsten Abfahrten zu erleben. Vierzig Minuten lang fahren wir mit durchschnittlich 37 km/h Richtung
Wolfach. Ein nicht enden wollender Traum von 25 km.
Leider müssen wir dann Stopps einlegen, um uns zu orientieren, damit wir den Einstieg Richtung Elsach nicht verpassen. Ein
Bückelchen von kaum 18%, eher 14% und ca. drei Kilometer lang, nach Hörensagen, liegt nun vor uns.
Also ich kann von mir behaupten, in der totalen Dunkelheit ging es himmelwärts senkrecht nach oben, ewig, endlos,
ich glaube ich würde jetzt noch radeln, wenn es weiter gehen würde.
Mike immer in Sichtweite, erreiche ich die Anhöhe. Gemeinsam geht es wieder abwärts.
Klaus und Pascal haben auf uns gewartet und gemeinsam mit weiteren Randonneuren rollen wir die letzen 53 km Richtung
Freiburg.
Knappe 30 km vor Freiburg setzt der Regen ein, der bis ins Ziel unser Begleiter ist.
Da in unserer Gruppe kein Ortskundiger dabei ist, fahren wir ca. 14 km vor Freiburg buchstäblich um Freiburg herum,
und es gelingt uns erst nach einigen Kilometern Umweg, den passenden Einstieg bis zum Augustiner zu finden.
Bei Ankunft ( 2.30 Uhr, 10°C) bitten uns die netten Mädels vom Augustiner unsere Fahrräder ins Trockene, im
überdachten Gartenteil abzustellen. Nach Abgabe der Streckenkarte werden wir mit verschiedenen warmen Speisen und
Getränke versorgt.
Dem gesamten Personal vom Augustiner möchte ich hiermit ein ganz dickes Lob aussprechen. Egal ob am frühen Morgen,
abends oder ganz spät in der Nacht, Ihr seid immer freundlich und bemüht uns es so angenehm wie möglich zu machen.
Von der Küche ganz zu schweigen, die ist einfach hervorragend!
Nach dem dringend notwendigen Essen in klammen Klamotten, verabschiede ich mich von meinen Wegbegleitern und radel
zu meinem Wohnwagen, zum Campingplatz Hirzberg, wo ich nach einer schnellen Dusche, in einen kurzen, aber
wohlverdienten Schlaf falle.
Leider war die Duschtemperatur weniger als lauwarm, da wahrscheinlich mindestens fünf Randonneure kurz vorher ein
ausgiebiges Bad genommen haben, deswegen war nur ein schnelles Duschen möglich.
Dank Urban und Walter bin ich bisher in den Genuß gekommen an drei super organisierten und von den Strecken her
wunderschönen, anspruchsvollen Brevets teilnehmen zu können. Vielen Dank an Euch und ich freue mich schon auf den
600 Kilometer Brevet!
Anmerkung:
Die meisten Bilder, bis auf das Höhenprofil, hat Wolfgang gemacht und mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Mit
seiner acht Mann starken Gruppe war Wolfgang schon um 0.50 Uhr im Ziel. Anschließend ist er dann, als ich zum Duschen
geradelt bin, nochmals los, um seinen Freund entgegenzuradeln und ihn, bis ins Ziel zu begleiten. Da war der Sonntag
Vormittag locker rum.
Mit dieser Einstellung wird Wolfgang die 600 km und PBP 2011 ohne Probleme genießen können. Da bin ich mir sicher!
Auch von Urban habe ich zwei Bilder bekommen, der mit seiner Gruppe ca. eine Stunde nach uns eingetroffen ist.
Tourverlauf:
Freiburg (Augustiner) - Thurner - Hammereisenbach - Wolterdingen - Bräunlingen - Hüfingen - Fürstenberg - Bargen -
Schaffhausen - Diessenhofen - Tägerwilen - Konstanz - Dingelsdorf - Liggeringen - Wahlwies - Eigeltingen - Schwandorf -
Buchheim - Beuron - Bärental nach Balingen - Binzdorf - Sulz - Hopfau - Freudenstadt - Wolfach - Kirnbach - Obertal -
Gutach - Waldkirch - Freiburg (Augustiner)
Tourdaten:
Start: 8.04 Uhr
Ankunft: 2.29 Uhr
Tourdauer: 18 h 25 min.
Zeitlimit: 27 h
Tourlänge: 411 km
Höhenmeter: 4121 hm
reine Fahrzeit: 15 h 59 min.
Durchschnittsgeschwindigkeit (reine Fahrzeit): 25,73 km/h
Temperatur: 8°C (morgens), 21°C (mittags), 10°C (Ankunft)
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6.30 Uhr, Frühstück im Augustiner
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am Anfang der Tour
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Baustelle kurz vor Bräuningen
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durchaus schlammiger Untergrund
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kleine Anstiege mit schöner Aussicht
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Wolfgang am Rheinfall
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auf den Weg nach Konstanz
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Beuron im Donautal
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im Ziel
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