3.Brevet (30.05.03)
Heute stehen 400 km auf dem Programm. Start um 21.00 Uhr.
Pünktlich um 16.15 Uhr holt mich Istvan ab. Zusammen essen wir noch eine gehörige Portion
Spaghetti bevor wir um 17.25 Uhr losfahren.
Total ungewöhnlich sich heute abend noch aufs Fahrrad schwingen zu müssen. Die Freude hält
sich dementsprechend bei mir in Grenzen. Eine Nacht mal durchmachen oder am Abend mit dem
Auto in den Urlaub starten und die Nacht durchfahren kennt man ja schon aber die Nacht
durchradeln wird heute eine neue Erfahrung für mich werden.
Um 20.20 Uhr Ankunft an der Turnhalle in Rheinfelden. Nachdem alle Vorbereitungen
abgeschlossen sind fahren wir pünktlich um 21.00 Uhr los. Diesmal sind wir 1 Mädchen und
15 Jungs. Darunter viele neue und ein paar alte Gesichter aus den vorangegangenen Brevets.
Wir haben uns darauf geeinigt die Nacht möglichst zusammen in einer Gruppe zu fahren, damit
man bei einer Reifenpanne nicht völlig auf sich allein gestellt ist, bei dieser stockdunklen
Nacht! Diese Vereinbarung ist natürlich freiwillig, denn jeder sollte fähig sein auch alleine
zurechtzukommen.
Was gibt es über diese Nacht zu sagen. Ich selbst habe die Nacht als kurz empfunden.
Vielleicht liegt es daran daß man sich ständig auf die Straße konzentrieren muß. Genauer
gesagt auf den Lichtkegel seiner Lichtanlage.
Außer mir haben noch 6 weitere Radler mit Nabendynamos betriebene Halogen-scheinwerfer.
Man muß sagen, daß von der Ausleuchtung her diese Scheinwerfer gegenüber den
batteriebetriebenen LED-Scheinwerfer ganz klar im Vorteil sind, da die Lichtkegel der LEDs
zu punktförmig sind. Dies macht sich vor allem bei den Abfahrten bemerkbar. Selbst mit
meiner optimalen Lichtanlage sind die Abfahrten ein Abenteuer. Man muß selbst entscheiden
wie schnell man fährt und welches Risiko man dabei eingehen will. Hindernisse wie z.B.
Felssteine auf der Fahrbahn können nachts gar nicht oder nur im letzten Augenblick erkannt
werden. Da der Kurvenverlauf außerhalb des Lichtkegels liegt wäre eine Helmlampe eine
optimale Ergänzung um die Kurven noch schneller nehmen zu können. Der Reibungsverlust
von meinem SON-Nabendynamo beträgt 0,5 % bei 15 km/h, dies entspricht etwa einer Steigung
von 12 cm auf einen Kilometer! Diesen recht unbedeutenden Nachteil nehme ich zugunsten der
besseren Ausleuchtung gern in Kauf.
Die Temperaturen liegen in dieser Nacht zwischen 9°C (im Nebel) und 17°C.
Um 1.30 Uhr erreichen wir nach ca. 96 km Donaueschingen, unseren ersten Kontrollpunkt.
Da wir keine offene Tankstelle finden suchen wir eine Kneipe die noch geöffnet hat, wo wir
uns einen Stempel in unsere Kontrollkarte geben lassen. Anschließend machen wir uns wieder
auf den Weg Richtung Denzlingen, unseren zweiten Kontrollpunkt. Dort angekommen werfen
wir Postkarten, die von Carsten und Manuela (den Organisatoren) schon fertig ausgefüllt und
ausreichend frankiert worden sind, mit unserer Ankunftszeit in einen örtlichen Briefkasten
(da um diese Uhrzeit in diesem Ort keine Person mit einem Stempel in der Hand auf uns wartet).
Weiter geht es über Offenburg nach Kehl. Gegen 4.30 Uhr beginnen die ersten Vögel zu
zwitschern und gegen 5.30 Uhr geht die Sonne auf und die Nacht liegt hinter uns.
Ankunft in Kehl um 8.30 Uhr. Nach dem Abstempeln geht es auf der französischer Seite
weiter den Rhein entlang Richtung Rheinfelden. Bei steigenden Temperaturen und einer
Reifenpanne erreichen wir um 12.00 Uhr Breisach ( 33°C). Die Gruppe besteht jetzt noch aus
11 Personen. Leider haben wir im Gegensatz zum zweiten Brevet bis nach Haltingen konstanten
Gegenwind. Mit einem Schnitt von ca. 28 km/h und einer weiteren Reifenpanne erreichen wir
drei Stunden später Haltingen. Die Höchsttemperatur liegt bei 35° C. Unterwegs verlieren wir
einen weiteren Teilnehmer, der sich ohne etwas zu sagen aus der Gruppe löst. Aufgrund dieser
mangelnden Kommunikationsfreudigkeit fährt die Gruppe ohne anzuhalten aber etwas irritiert
weiter. Wieder stehen wie schon beim zweiten Brevet die letzen zwei Anstiege bevor.
Diesmal gelingt es mir viel besser der Spitzengruppe zu folgen, d.h. der Abstand ist
wesentlich kleiner als zuvor. Meine Hochachtung gilt dabei der einzigen Frau der Gruppe, die
im letzten Drittel der Steigung mich noch locker überholt hat, obwohl ich noch versucht habe
mich an ihr Hinterrad zu klemmen! Der Abstand war am Ende wiederum zu deutlich als daß ich
mich darüber ärgern müßte. Sie war eindeutig stärker.
Nach 19 h 15 min. erreichen 10 zufriedene RadlerInnen gemeinsam um 16.15 Uhr das Ziel. Der
Rest der Teilnehmer folgt nach und nach.
Während der Tour habe ich ca. 11 Liter Apfelsaft verdünnt mit Wasser(1:3), 250 ml
Erdbeermilch, 1 Cappucino 1 Vollkornbrot mit Frischkäse, 2 Butterbrezeln, 1 Croissant,
3 Powerriegel, 4 Aprikosen (Trockenobst), 2 Bananen, 2 Magnesium-Kautabletten benötigt.
Fazit:
Es war eine ruhige Tour. Kein Fahren am Limit. Erschwerend ist aber der Schlafentzug,
die Hitze und die zunehmende Fahrtdauer. Nach diesen 400 km kann ich mir eine Distanz von
1200 km bei Paris-Brest-Paris immer noch nicht vorstellen und ich fürchte dies wird nach
der 600 km-Tour kaum anders aussehen. Dies ist wahrscheinlich auch besser so. Das dies keine
Spazierfahrt wird steht jedenfalls fest!
Tourverlauf:
Rheinfelden - Todtmoos - Häusern - Bonndorf - Donaueschingen - St. Märgen - St.Peter -
Denzlingen - Freiamt -Biberach - Offenburg - Kehl - Plobsheim - Marckholzheim - Breisach -
Vogelsheim - Fessenheim - Ottmarsheim - Kembs - Weil a. Rhein - Lörrach - Rheinfelden.
Tourdaten:
Start: 21.00 Uhr
Ankunft: 16.15 Uhr
Tourdauer: 19 h 15 min.
Zeitlimit: 27 h
Tourlänge: 416 km
Höhenmeter: 2952 hm
reine Fahrzeit: 16 h 4 min.
Durchschnittsgeschwindigkeit (reine Fahrzeit): 26,0 km/h
Temperatur: 9°C - 17°C (nachts), 33°C (mittags), 35°C (nachmittags)
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